Havarie auf dem Åsnen

Wölflinge stranden am fremden Ufer
Kanutour am Mittwoch, 10. August 2011

Sommerlager in Schweden 2011: Am Mittwochnachmittag, 10. August, brechen die Scheuburger Wölflinge mit dem Kanu auf, um den Åsnen, den am Zeltplatz angrenzenden See, zu erkunden. Doch ein Sturm bringt die Wölflinge in Gefahr und sie stranden am östlichen Ufer in Sjöaryd.

Die Wölflinge waren schon ganz nervös. Heute stand Kanufahren auf dem Programm. Dank der Spenden von Wölflingseltern konnten wir uns diese Kanutour zusätzlich zu unserem normalen Programm leisten, hatten wir ja bereits im Westernpark High Chaparral unser normales Programmgeld ausgegeben. Pfadis und Rover waren bereits nach dem Frühstück zum Kanufahren aufgebrochen. Doch die Wölflinge mussten noch auf Achim warten, der die Juffis mit einem der Kleinbusse nach Karlshamn zum Kreativum gefahren hat. Gegen 13 Uhr war er dann wieder zurück und es konnte losgehen.

Wollt ihr nicht lieber an einem anderen Tag Kanu fahren? Heute ist es sehr windig. Vor dem Kontor war bereits das dort normalerweise auf der Terrasse stehende Jurtendach weggeweht worden. Die Staff-Mitarbeiter packten es gerade zusammen. Doch am darauffolgenden Tag sollte das Stammesspiel stattfinden, das die Rover vorbereitet hatten, und am Freitag war Abbau angesagt. Also war heute unsere letzte Gelegenheit zum Kanufahren. Also wollten wir es wagen. Dann sucht Euch die Sachen raus. So sagte man uns am Kontor. Die Staff-Mitarbeiter waren ein wenig zu faul, uns die Sachen rauszugeben. Wenn ihr nur auf dem See hier am Platz bleibt, dann braucht ihr auch nicht den Kanufilm schauen. Die Pfadis und Rover mussten sich den spannenden Film noch anschauen.

Wir holten uns also die Schwimmwesten, die Paddel und die Zusatzsitze aus dem Schuppen und machten unsere drei Kanus startbereit. In jedem Kanu steuerte ein Wölflingsleiter und vorne saßen je zwei Wölflinge: Ramona mit Joel und Julian, Lars mit Lorenz und Eric, Achim mit Leonie und Mike. Wir schoben die Kanus ins Wasser und los ging es. Es ist ja gar nicht so windig, wie man uns am Kontor gesagt hatte, dachte Achim. Durch einen schmalen Kanal kamen wir von der Anlegestelle auf den ersten kleineren See. Gegen die Strömung mussten wir dann hoch auf den See fahren, wo wir in den zurückliegenden Tagen Schwimmen gegangen waren. Dort paddelten wir uns ein wenig ein. Wie kommt man auf den höheren See? fragte Ramona von ihrem Kanu zu uns herüber. Es gibt einen Kanal westlich um die Abenteuerinsel herum, auf der wir am Tag zuvor gewesen sind, dort aber wieder geflüchtet waren, weil wir vom Regen total durchnässt worden waren. Östlich von der Abenteuerinsel verbindet ein Stauwehr die Insel mit dem Festland bei Platz 17. Da konnten wir also nicht herum. Doch der Zugang zu dem westlichen Kanal lag versteckt zwischen dem Schilf. Darum fuhren Leonie, Mike und Achim erstmal das Westufer unseres Badesees ab. Dann fanden sie den Zugang und fuhren hinein. Sicher würden die anderen folgen. Zunächst war der Kanal breit und angenehm. Doch dann wurde es enger. Umgestürzte Bäume lagen darin. Da mussten wir herum paddeln. Äste hingen tief über dem Wasser. Lehnt Euch bitte nur nach vorne oder nach hinten, wenn wir unter den Ästen herfahren, nicht zur Seite, sonst kippen wir um. , mahnte Achim. Das machten Mike und Leonie dann auch. Sehr gut. Es war teilweise recht kompliziert hier zu steuern. Manchmal musste man wieder zurückpaddeln. Doch schließlich kamen wir durch. Dann kamen wir an eine Stromschnell. Krack. Das Kanu setzte auf. Gott sei Dank war es aus Aluminium, sonst hätte es jetzt ein Leck. Achim stieg aus und schob das Boot vom Stein. Die nächste Stromschnellen nahmen sie mit Bravour. Schließlich erreichten wir die Ausfahrt zum oberen See nördlich der Abenteuerinsel. Geschafft. Die anderen waren noch nicht zu sehen. Ich muss mal. Was ist der meist gesprochene Satz von Wölflingen? Wir steuerten einen Steg am östlichen Ufer des Sees an. Dort war eine Kanubasis für Leute, die mehrere Tage unterwegs waren, dort konnte man sein Zelt aufschlagen. Mike und Leonie gingen ans Ufer. Die anderen waren noch immer nicht da. Wir fuhren zurück.

Der Rückweg durch den Kanal war viel leichter. Mit der Strömung kamen wir ganz easy über die Stromschnellen. Wir konnten uns durch den Kanal treiben lassen, brauchten kaum zu paddeln. Leise wie die Indianer glitten wir über das Wasser. Rasch erreichten wir unseren Badesee. Wo waren die anderen? Die Wölflinge sahen eines unserer Boote gerade den See verlassen Richtung Kontor. Schnell paddelten wir hinter her. Uns kamen jede Menge Boote entgegen, die gerade zu einer Kanutour aufbrachen. Als wir das Kontor erreichten, hatte Lars sein Boot mit Lorenz und Eric bereits ans Ufer gezogen. Wo war Ramona? Lars berichtete, Ramona war so verzweifelt, dass sie an unserem Badesteg an Land gegangen war. Mit Joel und Julian sei es so chaotisch gewesen, dass sie das Kanu nicht steuern konnte. Sascha und René waren schon unterwegs zum Badestrand. Lorenz und Eric gingen auch rüber. Viertelstunde Fußweg. Schließlich ging auch Achim in die Richtung, doch auf halben Weg kamen ihm Joel und Julian entgegen mit dem Schlitten, mit dem man Boote über Land transportieren konnte. Diesen hatten René und Sascha zuvor mitgenommen. Der wurde aber nicht mehr gebraucht, weil Ramona jetzt mit Lorenz und Eric das Boot über den See zum Kontor zurückbrachten. Als alle wieder am Kontor waren, stellte sich heraus, dass Joel und Julian keine Lust mehr hatten zum Kanufahren. Sie machten das Boot sauber und gingen zurück zum Zeltplatz. Doch die anderen wollten noch mal rausfahren. Nun fuhr Lars´ Kanu kurz hinter Achims Boot durch den Kanal. Leonie, Mike und Achim kannten die Strecke ja schon, für sie war es einfach. Lars, Lorenz und Eric hatten noch einige Schwierigkeiten, insbesondere an den Stromschnellen. Doch schließlich kamen wir auf dem oberen See an. Wieder steuerten wir den Steg an der Kanubasis am Westufer an. Die Wölflinge gingen an Land. Als sie sich umdrehten, sahen sie, wie Achim und Lars gerade mit den beiden Kanus ablegten. Lorenz, Eric, Mike und Leonie liefen auf den Steg. Doch Achim und Lars waren schon ein paar Meter vom Ufer weg. Ich spring ins Wasser! , drohte Eric. Wir waren uns sicher, dass er seine Drohung wahr machen würde. Also fuhren wir zurück. Wir nahmen die vier wieder an Bord.

Was machen wir jetzt? Wir überlegten. Lars schlug vor, zu einer Insel in der Mitte des Sees zu paddeln. Das taten wir. Als wir etwa in der Mitte des Sees waren kam ein heftiger Wind auf. Mike hatte Angst, dass wir kentern, so hoch waren die Wellen. Doch wir machten uns einen Spass daraus, uns vom Wind über die Wellen treiben zu lassen. So wurden wir ans östliche Ufer getrieben. Dort war auch ein Steg. Während Lars´ Kanu ins Schilf fuhr, versuchte Achim am Steg anzulegen. Doch das Boot wurde so stark gegen den Steg geschlagen, dass das zu gefährlich war. Schwubs war Mike ausgestiegen und saß auf dem Steg. Auf dem Po rutschte er Richtung Land. Doch Achim konnte ihn überzeugen, wieder ins Boot einzusteigen. Schließlich wollten sie ja wieder zurückpaddeln. Zumindest war das noch der Plan. Doch leichter gedacht als getan. Auch Achims Boot wurde vom Wind ins Schilf getrieben. Okay, wir wollten es versuchen. Mit aller Kraft paddelten wir auf den See hinaus zurück Richtung Westufer. Das war sehr schwer, denn das Kanu durfte sich nicht quer zum Wind stellen, denn dann hatten wir keine Chance und wurden unweigerlich zurück zum Ostufer gedrückt. Doch Achims Boot schaffte es bis zur Mitte des Sees. Da schaute Achim sich um. Lars hatte aufgegeben. Sein Boot hatte es nicht geschafft, gegen den Wind zu paddeln. Er ging an Land. Als Achim das sah, dachte er, dass sie Lars, Lorenz und Eric dort nicht allein lassen konnte. Doch da wurde ihr Kanu vom Wind schon herumgedrückt und sie wurden zum Ostufer getrieben. Der ganze Weg gegen den Wind und die ganze Anstrengung war umsonst gewesen.

Währenddessen tobte auch an Land ein heftiger Sturm. Auch auf dem Zeltplatz gingen wohl einige Zelte flöten, berichtete man uns später. Achims Kanu erreichte das Ufer. Wir zogen das Boot an Land und flüchteten uns hinter einen kleinen Schuppen, hinter dem wir ein wenig vor dem Wind geschützt waren. Die Wölflinge froren. Steg und Schuppen gehörte zu einem Anwesen am Seeufer. Lars und Achim beschlossen, dort hinauf zugehen, um von dort aus beim Zeltplatz anzurufen. Dazu mussten sie eine Pferdewiese mit zwei Pferden überqueren. War auf dem Zaun Strom? Offensichtlich nicht. Da kam ihnen schon eine Schwedin entgegen. We are a group of Scouts with four Children. We are not able to get back with our canoes to the other side of the lake because of the strong wind. Die nette Schwedin ließ uns telefonieren. Wir hatten aber keine Telefonnummer und kannten auch die von Blidingsholm nicht. Doch der Mann der Schwedin half uns. Wir riefen am Kontor an und berichteten, dass wir gestrandet waren und dass wir abgeholt werden wollten. Die Frau im Kontor versprach, bei uns am Platz Bescheid zu sagen. Wo seien wir denn gestrandet? Wir fragten die Schweden. Doch wir verstanden den schwedischen Namen nicht und versuchten ihn möglichst genau zu übermitteln: Sjöaryd. Dann gingen wir zurück zum Seeufer. Wo waren die Wölflinge? Wir hörten nur Hilferufe, sahen aber niemanden. Waren sie ins Wasser gefallen? Da: die Stimmen kamen aus dem Schuppen. Wir machten die Tür auf und uns sprangen vier erleichterte Wölflinge entgegen. Ach so: Von Innen war keine Klinke auf der Türe. Die vier hatten sich eingesperrt. Verzweifelt in einem kleinen dunklen Schuppen hatten sie schon angefangen zu weinen. Doch jetzt waren sie gerettet.

Jetzt fing es noch an, heftig zu regnen. Wir flüchteten in den Schuppen. Dieses Mal nahmen wir die Klinke von Aussen mit und steckten sie von Innen auf die Tür. Als der Regen vorrüber war, überlegten wir, was wir tun. Sollten wir hier unten warten, bis wir abgeholt wurden? Die Wölflinge froren, sie liefen fast schon blau an. Nein, wir konnten unmöglich hier bleiben. Wir beschlossen, dem Kleinbus entgegen zu gehen. Die Sonne kam raus. Gott sei Dank. Wir liefen über den Weg Richtung Bundesstraße. Mit unseren Wassersandalen war das nicht besonders angenehm. Wir erreichten die Bundesstraße, überquerten sie und gingen auf einem alten Bahndamm, der parallel zur Straße verlief, den wir schon auf der Hajk benutzt hatten. Unser Marsch schien kein Ende zu nehmen. Doch Bewegung tat uns gut. Da: am Horizont sahen wir die Einfahrt zum Zeltplatz. Da kam unser VW-Bus herausgefahren. Wir winkten. René und Sascha waren darin, sowie zwei Pfadfinderinnen vom VCP. Die beiden wollten nach Urshult und hatten gefragt, ob sie mit konnten. Froh überkletterten wir den Straßengraben und stiegen in den Kleinbus ein. Endlich trocken und warm. René erzählte, dass sie uns nicht vorher abholen konnten, da er mit dem VW-Bus noch in Karlshamn die Juffis abholen war. Doch jetzt waren wir gerettet.

Zurück auf dem Platz gab es erst einmal eine warme Tasse Kakao. Wir waren froh, wieder da zu sein. Trotz unserer Erschöpfung begannen wir dann am Abend parallel zum Kochen mit den Vorbereitungen für die Versprechensfeier der Wölflinge, die am nächsten Morgen in der Frühe stattfinden sollte. Am nächsten Morgen fuhren ließen sich Lars und Achim sich wieder nach Sjöaryd. Willy undTim waren auch mitgefahren. Sie waren so nett, das zweite Kanu zu bemannen. Es war nun nahezu windstill und ein Kinderspiel den See zu überqueren. Doch der Kanal um die Abenteuerinsel war nicht so leicht zu meistern, weil unsere Besatzungen nun schwerer waren. An einer Stromschnelle setzte Lars und Achims Boot auf. Achim stieg aus, um das Kanu vom Stein zu ziehen. Als Achim wieder einsteigen wollte, kippte das Boot um. Lars hatte sich auf die Seite gelehnt, wo Achim einstieg. Da lagen beide im Wasser. Ausserdem war das Kanu nun vollgelaufen. Tim und Willy wollten unser Boot ein Stück im Schlepp mitnehmen und wir sollten über das Ufer zu einer seichteren Stelle gehen. Doch an Land war kein Vorankommen. So mussten Tim und Willy wieder zurück und wir zogen das Boot am steileren Ufer hinauf, kippten es um und ließen das Wasser auslaufen. Nachdem wir wieder eingestiegen waren gelangten wir problemlos zurück zum Kontor. Wir machten die Boote noch sauber und legten die Schwimmwesten, Paddel und Zusatzsitze zurück. Alles und alle waren sicher zurück.