Die Auflösung des Stammes
Die Gründungsaktivitäten gingen weiter.
1950 wurde der Stamm Giesenkirchen von Scheuburgern gegründet. Doch auch sonst war der Stamm recht aktiv. Über Pfingsten nahmen die Scheuburger regelmäßig an den Landeslagern (= Diözesanlager) teil, was immer ein Höhepunkt des Jahres war. Ins Sommerlager fuhr man meist in die Eifel nach Heimbach, Kall oder Hellenthal. Am Gründungstag des Stammes im Oktober wurde traditionellerweise in Liedberg am Pfadfindergrab eine Versprechensfeier abgehalten. Doch das erste Zeltlager im Jahr, meist um Ostern herum, und das letzte Zeltlager im Jahr fand stets auf dem sogenannten „Stammesgrund“ statt. Das war der stammeseigene Zeltplatz auf den Ruinen der Burg Grippekoven bei Kipshoven hinter Rheindalen.
Absoluter Höhepunkt war wohl die Teilnahme von zwei Scheuburgern am Weltjamboree 1951 in Bad Ischl in Österreich. Doch es zeichnete sich damals schon das Ende des Stammes ab. Die Sippe „Löwe“, welche den Stamm 1934 gegründet hatte, verließ den Stamm und gründete statt dessen eine Karnevalsgesellschaft, die „Niersfunken“. Sie hatten die Lust und den Spaß am Pfadfindertum verloren. Warum?
Die Strukturen waren zu stramm und inflexibel. Die Mitglieder hatten zu wenig Freiheiten und wurden von der Gemeinde (vom Kuraten) bevormundet und eingeschränkt. Kleidung war Pflicht, die der Mode nicht mehr entsprach und einigen Mitgliedern nicht mehr gefiel. Die Kirchenvertreter mischten sich in persönliche Angelegenheiten ein und gaben vor, was ein Pfadfinder zu tun und zu lassen hatte. Die Ansichten der Kirchenvertreter waren zu engstirnig und ihr Einfluß auf den Stamm zu stark. Es fehlte eine gewisse Großzügigkeit und Toleranz gegenüber der Jugend. Außerdem waren die Strukturen im Stamm, gegenüber der restlichen DPSG vergleichsweise altmodisch, und trafen nicht mehr die Interessen der Jugendlichen.
Der Austritt der Sippe „Löwe“ ließ den Stamm führungslos zurück. Jüngere versuchten an ihrer Stelle die Arbeit weiter zu führen. Doch das gelang nicht. Die Neuordnung der DPSG-Strukturen, die Änderung der Altersstufen (Wölflinge nun ab 7 statt ab 14), die Einführung der Jungpfadfinderstufe auf Initiative der Diözesanebene und die Umstellung von Sippensystem zum Truppsystem brachten zusätzlich Schwierigkeiten, so dass ein Wirrwarr entstand. Es gab schließlich nur noch zwei Gruppen: die Jungpfadfinder und die Pfadfinder, wobei die Pfadfinder auch immer mehr vom Stamm abfielen. „Die Karnevalsgesellschaft war stärker.“ Am Schluß waren nur noch die Jungpfadfinder da. Diese zerfielen schließlich auch, als der Jungpfadfinderleiter Anton Kleinen aus persönlichen Gründen die Pfadfinder verließ. Das war das Ende des Stamm Scheuburg im Jahr 1954.
Die letzten Scheuburger trafen sich jedoch noch weiter. Mit dem Kaplan Wiethege, dem Kuraten des einstigen Stammes Scheuburg, gründeten sie eine St. Sebastianus-Jugend in der Pfarre St. Josef. Doch auch diese hatte keinen Bestand und löste sich bereits 1957 wieder auf.