Kriegsjahre und Neuanfang
Die U-Gruppen machten weiter.
Walter Pesch, Kaplan in der Pfarre St. Josef, Rheydt, unterstützte die Pfadfinder und ließ sie als Bibelkreise weiterlaufen. Darum konnten die Scheuburger sich auch weiterhin im Jugendheim treffen. Doch 1941 wurden einige Leiter zum Militärdienst einberufen. Dadurch war die weitere Existenz der Scheuburger stark gefährdet. Die Arbeit konnte nur unter großen Mühen fortgesetzt werden. Trotzdem kamen immer wieder neue Mitglieder in den Stamm, nachdem sie vorher gründlich überprüft wurden.
Durch die Zwangsmitgliedschaft in der Hitlerjugend kannten die „U-Gruppen“ die Streifenpläne der HJ und konnten so ihre Aktivitäten besser planen. In Zusammenarbeit mit Rheindahlener Pfadfindern, die auch „U-Gruppen“ bildeten, gingen die Scheuburger in den Widerstand zum NS-Regime. Doch 1942 wurden sie entdeckt. Die Gestapo platzte in eine Leiterrunde und verhaftete einige Leiter, die dann vor Gericht gestellt wurden. Danach wurden die Aktivitäten der „U-Gruppen“ geringer.
Im August 1943 bombardierten die Alliierten Rheydt. Viele Häuser gingen in Flammen auf und wurden zertrümmert. Darunter war auch der Raum, in dem der Stamm sein Material aufhob. Zelte und Wimpel wurden zerstört. Ohne Material waren weitere Fahrten unmöglich. 1944 wurden die Kinder evakuiert und die restlichen Leiter zum Militärdienst eingezogen. Der Stamm Scheuburg hört auf zu existieren.
Doch nach dem Ende des zweiten Weltkrieges im Mai 1945 kehren die Überlebenden nach Rheydt zurück. Bereits im August 1945 wird die Pfadfinderarbeit im Stamm Scheuburg wieder begonnen. Die britischen Besatzungstruppen erteilen den Scheuburgern im Juli 1945 dazu eine Lizenz. Der Stamm Scheuburg wird zum ersten Mal wiedergegründet.
Die katholische Kirche allerdings war sich zu der Zeit nicht ganz einig, wie sie ihre Jugendgruppen wieder aufbauen wollte. So wollte die Diözese Aachen den Stamm Scheuburg zunächst nicht als katholische Pfadfinder anerkennen. Doch nach einem klärenden Gespräch mit dem Präses des katholischen Jungmännerverbandes, Prälat Wolker, am 22. Februar 1946 in Düsseldorf kommt schließlich zu Christi Himmelfahrt 1946 aus Aachen die Anerkennung.
Das Stammesleben beginnt in normalen Bahnen zu laufen. Unterstützt werden die Scheuburger von Offizieren der britischen Armee, die selbst Pfadfinder sind. Die Alliierten sind stark daran interessiert, dass sich im besetzten Deutschland eine demokratisch denkende Jugendbewegung bildet. Was lag den Engländern da näher, als die aus ihrem Land kommende Pfadfinderbewegung. So wurden eigens dafür Offiziere abgestellt. So besuchte 1947 auch ein Mr. Herbertz und ein Mr. Nicolson aus dem International Bureau des Weltbundes der Pfadfinder (WOSM = World Organisation of Scout Movement) in London den Stamm Scheuburg.
Die Gruppenstunden fanden anfangs noch in der Villa Görtz auf der Mülgaustraße (heute Sitz des Montfortaner-Ordens) statt. Im Dezember 1946 führte der Stamm eine Nikolausfeier für Kinder der Pfarre St. Josef durch. Etwa 100 Kinder wurden mit selbstgebasteltem Spielzeug beschenkt.
Auf dem Landeslager (= Diözesanlager) 1947 in Arsbeck wird die Scheuburger Sippe Löwe Stafettensieger und der Stamm macht den zweiten Platz beim Singerwettstreit. Im Sommer 1947 fuhr der Stamm Scheuburg, der aus den Sippen Löwe, Panther, Adler und Raben bestand, ins Sommerlager in die Eifel. Sie zelteten in Hellenthal und richteten dort einen Elternabend für die Dorfbewohner aus. Die Dorfbewohner spendeten damals Speck und Würstchen (anstatt Geld), was der Pfadfindern aus der Stadt damals sehr half. Dadurch entstand dort auf Initiative der Scheuburger in Hellenthal ein Pfadfinderstamm, der heute noch existiert. Die Leiter hatten die Pfadfinderei auf dem Elternabend vorgestellt und sind auch zu den Leuten in die Häuser gegangen um für die Pfadfinderei zu werben. Das hatte sich bei der Pfarrjugend und beim Pastor positiv ausgewirkt, dass die Eifeler auch einen Stamm gegründet haben. Lange Zeit haben die beiden Stämme sich noch gegenseitig besucht. Die Scheuburger gründeten aber auch in Rheydt weitere Pfadfinderstämme. So gründeten sie 1948 einen Stamm in der Pfarre Herz-Jesu in Morr und in Odenkirchen den Stamm Kreuzfahrer, der heute noch existiert.