Das Einsturzunglück bei Liedberg

Bergung der beiden Pfadfinder unmöglich
Die Leichen liegen unter einem 200 Zentner schweren Steinblock.
Ein Denkmal für die Opfer

Grevenbroich. Vom Landratsamte wird uns zu dem Unglück in den unterirdischen Gängen bei Schloß Liedberg mitgeteilt: Auf Veranlassung des Landratsamtes in Grevenbroich sind an Ort und Stelle erneut sachverständige Prüfungen vorgenommen worden, um die Bergung der zwei Leichen durchzuführen. De Prüfung ergab, dass die Pfadfindergruppe, nachdem sie sich durch ein Loch zu den Gängen Eingang verschafft hatte, etwa 800 Meter unterirdisch weit vorgedrungen ist. Die fraglichen Gänge sind zeitweilig gehend, meistens jedoch nur kriechend zu passieren. Eine ordnungsmäßige Linienführung der Gänge besteht nicht; sie sind vielmehr wild angelegt. In einem toten Gang, dessen Ausmaß etwa zehn Meter lang und zehn Meter breit ist, und dessen Höhe auf drei bis fünf Meter geschätzt wird, ist der Einsturz durch Lösung der zwischen den Steinen gelagerten dünnen Sandschicht erfolgt. Die beiden Leichen liegen unter einem Felsblock begraben, dessen Schwere auf 200 Zentner geschätzt wird. Für die Fortschaffung dieses Gesteins und des Gerölls würden etwa 10 Eisenbahnwaggons erforderlich sein. Die über dem losgelösten Felsblock lagernden Felsen haben bereits bedenklich nachgegeben, so dass mit deren Einsturz ebenfalls gerechnet werden muss. Die Loslösung dieser Felsmassen würde weitere Einstürze voraussichtlich mit sich bringen.

Das Begehen der Gänge ist ebenfalls mit größter Lebensgefahr verbunden, da sich das Gestein, das ebenfalls nur durch dünne Gesteinsschichten miteinander verbunden ist, über dem Gang nur durch Gegendruck hält. Die Gefahr der Abrieselung des Sandes ist bei Hereinschaffung des zur Sicherung erforderlichen Stützmaterials nicht zu vrmeiden. Die Unebenheit und die zeitweilige Enge der Gänge erschwert weiter die Hereinschaffung des Materials. Diese, für weiter Menschenleben außerordentlich gefahrvolle und nur mit sehr zweifelhaftem erfolge durchführbare Bergung glaubt die Verwaltung nicht verantworten zu lönnen. Außerdem würde der Kostenaufwand sich auf weit über 10.000 Mark belaufen.

Da der Unglücksort infolge der planlosen Anlage der Gänge geographisch nicht feststellbar ist, ist auch eine Bergung von oben nicht durchführbar. Von der Zwecklosigkeit des Unternehmens haben sich die Eltern der verunglückten Pfadfinder überzeugt, die sich damit abgefunden haben, ihre Kinder nicht mehr wiederzubekommen. Es ist beabsichtigt im Wald, in der Nähe der mutmaßlichen Unglücksstelle ein Denkmal zu errichten.

Von der Polizei werden Maßnahmen getroffen werden, die ein Einsteigen in die unterirdischen Gänge, die bisher noch mit Erdreich zugeschüttet waren, zukünftig unmöglich machen.

Quelle: Archiv des DPSG Stammes Scheuburg

Mit herzlichen Dank an Heinz Nieveler aus Jüchen für die technische Bearbeitung und das Digitalisieren der historischen Dokumente!

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