Big Brother ist eine Verirrung

Vier Jugendliche der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) nahmen am
Samstag 03.02.01 an einem Gespräch mit dem Ministerpräsidenten teil. Clement hatte
230 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 20 Jahre nach Düsseldorf in das Tanzhaus
Nordrhein-Westfalen eingeladen, um mit ihnen über Schule, Ausbildung, Erziehung zu
Werten, Rechtsextremismus und viele andere Themen zu sprechen. Neben Schülern
verschiedener Schulformen, Mitglieder von Jugendorganisationen der Parteien und
Gruppen aus anderen Jugendverbänden waren die vier Rover (Altersstufe in der DPSG
von 16 bis 20) vom Stamm Scheuburg aus Rheydt auch dort, um mit dem
Ministerpräsidenten über die Politik der Landesregierung zu diskutieren. Moderiert
wurde die Veranstaltung von Christine Westermann (an der Seite von Götz Alzmann
bekannt aus „Zimmer frei“ – WDR).

Jugendliche und Politik

Wie kann man Jugendlichen Politik näher bringen? Das war eine der Fragen, die dem
Ministerpräsidenten gestellt wurden. In Zeiten von Spendenskandalen und Flugaffären
sei es doch schwierig für die Jugendlichen, sich für Politik zu begeistern. Clement meinte
daraufhin, dass zunächst einmal ein persönliches Interesse der Jugendlichen da sein
müsse. Außerdem müsse es Menschen geben, wie z.B. Lehrer oder Gruppenleitern,
die den Jugendlichen Politik nahebringen. Gewerkschaften und Parteien hätten
Jugendorganisationen und würden sich über jeden Jugendlichen freuen. Auch in
Verbänden kann man den Umgang mit der Demokratie lernen. Die Landesregierung,
so Clement, suche den Kontakt zu Jugendlichen um sie dazu zu bewegen, in die
Politik zu gehen. Clement apellierte an die Jugendlichen, dass sie aufgefordert seien,
Politik zu verändern, damit es nicht mehr zu Skandalen komme. Verständigung
und Verantwortungsgefühl sei unter uns allen gefragt

Würdigung des Ehrenamtes

„Unsere Gesellschaft lebt vom ehrenamtlichen Engagement und von Solidarität“, so
der Ministerpräsident. Doch bei der bundesweit eingeführten Jugendgruppenleiter-Card
(kurz: JuLeiCa) ist Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu den anderen Bundesländern
das Schlusslicht. Während es z.B. in Bayern und Baden-Württemberg zahlreiche
Vergünstigungen für ehrenamtliche Gruppenleiter gibt, die Inhaber einer JuLeiCa
sind, gibt es hier so gut wie nichts. Die JuLeiCa sei aber eine vernünftige Sache
und daher forderte Clement die Einrichtungen und Unternehmen – vor allem die
Verkehrsbetriebe – in NRW auf, über Vergünstigungen nachzudenken und die
Kampagne zur Förderung des Ehrenamtes zu unterstützen.

Rechtsextremismus

Neben den Mitteln des Rechtstaates setzt Clement bei der Bekämpfung von
Rechtsradikalismus auf die Prävention. Dazu gehöre insbesondere die Bekämpfung
der Jugendarbeitslosigkeit, aber auch die Erziehung zur Gewaltlosigkeit und Demokratie
in Jugendverbänden wie der DPSG.

Erziehung zu Werten

Clement möchte zusammen mit der Ministerin Behler ein „Bündnis für Erziehung“ ins Leben
rufen, um u.a. wieder Werte zu vermitteln, die grundlegend und wichtig für unsere
Gesellschaft sind. Jugendverbände seien dabei wichtig, denn da lerne man solche
Grundwerte. Schulen und Verbände müssten das Gefühl von Gemeinschaft und
Zusammengehörigkeit vermitteln. Das die Gesellschaft auf einem bedenklichen Wege
sei, würden Sendungen wie „Big Brother“ zeigen, die Clement als Verirrungen bezeichnete.
Dem stimmte Christian Scherf (16), Pfadfinder aus Rheydt, zu und meinte:
„Die dritte Staffel ist mittlerweile eh langweilig.“ Clement hofft, dass das die
Medien bald einsehen werden.

Insgesamt fanden die vier Rover des DPSG Stamm Scheuburg die Veranstaltung sehr
gelungen und interessant. „Wenn Herr Clement in einem Vierteljahr erneut zu einem
Gespräch einlädt“, so Marc Bernau (16), „würde ich gerne wieder dabei sein.“

Presseerklärung DPSG 12.02.2001

Achim Köhler