Peace Light in Glencree / Ireland

2010-03-31%20Deutscher%20Friedhof%20Glenkree[1]Ende März 2010 -in der Karwoche- besuchte Jenifer Köhler vom Stamm Scheuburg in Rheydt den abgelegenen Soldatenfriedhof in Glencree. Sie war in den Wicklow Mountains im Osten Irlands unterwegs mit ihren Eltern, mit unserem Stammeskuraten und mit Gerry Glynn, dem Commissioner der Europäisch-Meditaranen Region der ICCS (Internationalen Konferenz der Katholischen Pfadfinder). Auf den Grabsteinen stehen deutsche Namen. Ein Friedhof mitten im Nichts. Irgendwo in einer irischen Bergkette. Was macht ein deutscher Soldatenfriedhof an diesem abgelegenen Ort?

Irland war im Zweiten Weltkrieg neutral. Warum sind hier dann deutsche Soldaten gestorben? Es handelt sich vor allem um Seeleute und Piloten. Während des Zweiten Weltkriegs sind sowohl Seeleute der britischen als auch deutschen Marine an der Küste Irlands gestrandet. Die deutschen Piloten sind über Irland beim Anflug auf das britische Nordirland abgestürzt. Die Soldaten beider Länder wurden von den Iren interniert. Sie durften das Internierungslager aber frei verlassen, um zu arbeiten, damit sie sich etwas zu essen verdienen konnten. Die britischen Soldaten haben diese Gelegenheit genutzt und sind über die Grenze nach Nordirland wieder in ihr Heimatland „geflohen“. Doch die Deutschen hatten diese Möglichkeit nicht und blieben daher in Irland; außerdem schien es ihnen hier auch zu gefallen, immerhin mussten sie nicht mehr kämpfen. Neben den Soldaten gab es auch eine Reihe deutscher Spione in Irland. Sie sollten versuchen, in Irland Hass gegen die Engländer zu schären und eine faschistisch-nationale Bewegung in Gang zu bringen, damit Irland gegen England in den Krieg zieht. Das gelang ihnen nicht. Einer dieser Spione Hermann Görtz ist mit den deutschen Soldaten in Glencree begraben.

Auf dem Friedhof in Glencree befinden sich 134 Gräber und eine kleine, überdachte Gedenkstätte für die Toten der beiden Weltkriege. Ein Ort des Gedenkens. An unsere Toten. Aber auch an die Sinnlosigkeit des Krieges.
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Eine erstaunliche Entdeckung
Als die Scheuburgerin Jenny den Friedhof betrat, machte sie eine erstaunliche Entdeckung: Vor der Gedenktafel stand eine kleine Kerze in einem Glas. Auf dem Glas war ein Aufkleber mit der Aufschrift: „Scouting Ireland – Peace Light from Bethlehem“. Die Aufschrift stand rund um eine Weltkugel auf der das Jerusalemkreuz und die Internationael Pfadfinderlilie abgebildet war das Logo der ICCS, der katholischen Pfadfinder. Das Friedenslicht.

Von Betlehem nach Rheydt und Glencree
Das Friedenslicht. Hier an diesem abgelegenen Ort. Kurz vor Ostern. Dieses Licht hatte eine weite Reise gemacht. Es war in der Adventszeit in der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem von einer israelischen und einer palästinensischen Pfadfinderin entzündet worden und ist dann nach Wien gebracht. Im Stephansdom wurde das Licht an Pfadfinder aus ganz Europa, sogar aus den USA und Südamerika, verteilt worden. Mit dem Zug wurde es nicht nur in Deutschland verteilt und kam so auch nach Rheydt in die Josefskirche, es wurde auch über den Ärmelkanal nach England gebracht. Dort verteilten die britischen Scouts das Licht und der Bundeskurat der katholischen britischen Pfadfinder, Father John Seddon, brachte es nach Holyhead an der Westküste von Wales. Dorthin reisten Gerry Glynn und seine Tochter Bairbre, die eine irische Pfadfinderin von der 66 Naomh Eoin aus Clontarf /Dublin ist. Sie trafen sich mit Father John und nahmen das Friedenslicht mit nach Dublin. In der Church of the Visitation in Fairview / Dublin wurde dann ein Gottesdienst gefeiert und das Licht wurde an Pfadfinder aus ganz Irland verteilt. Wer brachte es wohl zum deutschen Soldatenfriedhof nach Glencree?

Centre for Peace and Reconciliation
Glencree ist ein Ort des Friedens. In ganz besonderer Weise. Nicht nur der Soldatenfriedhof ist ein Mahnmal gegen die Sinnlosigkeit des Krieges. Nicht weit vom Soldatenfriedhof steht eine alte Festung der Britischen Armee. Dort richtete der Orden der „Oblaten der Makelosen Jungfrau Maria“ (OMI) die auch im Nikolauskloster bei Liedberg leben 1858 eine Reformschule ein, die bis 1940 bestand. Während des Ersten Weltkriegs wurden von den Briten hier Kriegsgefangene untergebracht. W�hrend des Zeiten Weltkriegs lebten dort deutsche Piloten, die mit ihren Flugzeugen über Irland abgestürzt waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es zu einem Zentrum des Friedens.

Operation Shamrock
Das Irische Rote Kreuz und französische Vinzentinerinnen starteten die „Operation Schamrock“ (Schamrock = Kleeblatt): Von 1945 bis 1950 wurden hier deutsche und polnische Kriegswaisen versorgt. 1975 eröffnete hier in Glencree das „Centre for Peace and Reconciliation“ (zu Deutsch „Zentrum für Frieden und Versöhnung“). Ziel war es, hier in Glencree Begegnungen zwischen Menschen aus Nordirland zu ermöglichen, die den verschiedenen Konfliktparteien angehören: Katholischen und Protestanten, bzw. Republikanern und Unionisten. Die Begegnungen sollten helfen, den Nordirlandkonflikt zu entschärfen. Tatsächlich ist hier in Glencree dann das scheinbar unmögliche Gelungen: hier wurde das berühmte Karfreitags-abkommen verhandelt, mit dem 1998 offiziell der Bürgerkrieg in Nordirland beigelegt wurde und ein Waffenstillstand vereinbart wurde. Glencree ist also ein historischer und bedeutender Ort für den Frieden.

Heutzutage treffen sich Menschen aus Krisengebieten aus aller Welt in Glencree: Jugendliche, Frauen, ehemalige Soldaten, Religionsgruppen, Opfer und Politiker oder Vertreter der Wirtschaft; aus dem Nahen Osten, aus Sri Lanka, Haiti und anderen Ländern. Bei diesen Treffen geht es um Versöhnung, um Schlichtung von Konflikten

Friedenslicht 2010
Also: Glencree ist wirklich ein Ort, an dem das Friedenslicht leuchten sollte! So war es also nicht so verwunderlich, wie es zunächst schien, dass Jenny Köhler, die seit der Übergabe Roverin im Stamm Scheuburg ist, bei ihrem Besuch in Glencree das Friedenslicht dort vorgefunden hat.
„Licht bringt Frieden“. So lautet das Motto der Aktion Friedenlicht in diesem Jahr.
So soll das Licht auch bei uns in Rheydt leuchten und möge Frieden bringen. Gottes Frieden in unseren Herzen und unseren Seelen.

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Autor:
Achim Köhler
Stammeskurat
DPSG Stamm Scheuburg