Drei Düsseldorfer Pfadfinder tödlich verunglückt

In unterirdischen Gängen verschüttet
Eine Leiche geborgen.
Die Bergungsarbeiten wegen Einsturzgefahr eingestellt.

Schweres Unglück bei einer Sonnenwendfeier

Ein schreckliches Unglück, dem drei Menschenleben zum Opfer fielen, ereignet sich in der Nacht zum Sonntag in den unterirdischen Gängen des Schlosses Liedberg (Kreis Grevenbroich-Neuß). Sechzehn Mitglieder der Kolonial-Pfadfindergruppe Düsseldorf veranstalteten am Samstagabend gegen 11 Uhr in der „“Alten Sandgrube“ eine Sonnenwendfeier, die bis gegen 2 Uhr dauerte. Darauf zogen die jungen Leute zum Schloß Liedberg und verschafften sich Eingang zu den zugeschütteten unterirdischen Gängen, in die sie etwa 800 bis 1000 Meter weit bis zum sogenannten „Piratensaal“ vordrangen und nach einer kleinen Feier eine Urkunde vergruben. Plötzlich lösten sich erhebliche Mengen hängendes Gestein und stürzten unter lautem Krachen nieder. Hiervon wurden drei Jungen begraben. Ein vierter Pfadfinder wurde verschüttet, konnte aber noch aus den Erdmassen herausgeholt werden. Eine Rettung der drei Kameraden war der Gruppe nicht möglich. Die Pfadfinder meldeten dem Bürgermeister den Unglücksfall , der die Freiwillige Feuerwehr alarmiert und die Bergung der Verschütteten in die Wege leitete. Nach außerordentlich schwierigen und mit größter Lebensgefahr verbundenen Arbeiten wurde schließlich die Leiche des 14-jährigen Schreinerlehrlings Heinrich Pöstgens von der Scheurenstraße 14 gefunden. Inzwischen vergrößerte sich die Gefahr weiteren Einsturzes derart, dass die Bergungsarbeiten eingestellt werden mussten. Eine Bergung der Leichen der beiden anderen Verschütteten ist erst dann möglich, wenn in dem eingestürzten Gewölbe umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen ausgeführt worden sind. Die noch unter den Erdmassen Begrabenen sind der sechszehn Jahre alte Technikerlehrling Voigt und der gleichaltrige Elektrikerlehrling Gustav [sic! Paul] Schneiders von der Gustav-Poensgen-Straße.

Oberstaatsanwalt Krustinger und Staatsanwaltschaftsrat Dr. Grosche aus M.Gladbach haben Sonntag Nachmittag eine Besichtigung der Unfallstelle vorgenommen. Die Leiche des geborgenen Pöstgens wurde zur Beerdigung freigegeben. Von der Staatsanwaltschaft wird alles daran gesetzt, auch die Leichen der beiden anderen Verunglückten zu bergen.

Quelle: Zeitungsbericht vom 22. Juni 1930

Archiv des DPSG Stammes Scheuburg

Mit herzlichen Dank an Heinz Nieveler aus Jüchen für die technische Bearbeitung und das Digitalisieren der historischen Dokumente!

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